Wenn du es richtig machen willst, lass einen Deutschen ran.
Willkommen im Tal der Manly Men Krokodilstränen. Das Santos ist kein billiges Themenlokal, dass sich die Blöße gibt, Männer mit heißen Latinas anzulocken. Stattdessen werden Damen mit heißen Latinos angelockt. Oder mit einer ziemlich früh beginnenden Happy Hour. Zumindest beginnt sich das Lokal mit Punkt 17:30 rapide zu füllen. Zu unserem Trost mit reihenweise hübschen, jungen Frauen. Die sind sicher wegen der Happy Hour da…
Genauso überrascht waren wir bei der Vorstellung des Küchenchefs. Wer jetzt einen Sombrero tragenden El-Mariachi ohne Auto mit dem Namen Carlos (Vorsicht Schenkelklopfer) erwartet, liegt falsch. Getreu dem Motto „wenn du es richtig machen willst, hol dir einen Deutschen“ bekommt man es im Santos mit einem eben solchen zu tun, der sein Handwerk wirklich versteht. Nachdem wir uns mit einem Blick in die abwechslungsreiche Karte nicht entscheiden wollten (oder konnten, wir sollten wohl weniger Zeit mit unseren Frauen verbringen), fragten wir nach einem Medley verschiedener Spezialitäten auf der Karte, um uns einen möglichst breiten Überblick dieser nicht unbedingt klassischen Auswahl mexikanischer Spezialitäten, jedoch mit westlichem Einfluss verschaffen zu können. Die Verkostung hatte dann eine Ähnlichkeit mit dem in der Headline genannten Lucha Libre, der mexikanischen Variante des Wrestling, bei dem wir nach der 3ten Runde w/o geben mussten.


Runde 1 – Burger und Esquites
Burger? Echt jetzt? Ja und nur für euch, immerhin sind wir auf diesem Gebiet bald ausgewiesene Experten und können bei dieser Gelegenheit einen weiteren Vergleich auf der Suche nach dem besten Burger von Wien ziehen. Im Santos hat man zunächst die Auswahl zwischen einem klassischen Cheeseburger und einem Sweet Onion Burger. Wer hier auf der Suche nach etwas Besonderem ist, hat zudem noch die Chance auf einen Burger vom Iberico Schwein, bei dem – anders als bei den beiden anderen Exemplaren – kein Rindfleisch (nanonaned) verwendet wird. Da wir uns hier überraschen haben lassen, bekamen wir den Sweet Onion sowie den Iberico Burger zur Verkostung. Als Beilage wurden hausgemachte (!) Potatoe Wedges und Sweet Potatoe Fries (!!!!einseinself) serviert.
Die Sweet Potatoe Fries waren hier ein besonderes Highlight, denn sie waren nicht nur schön anzusehen, sie schmeckten auch ausgesprochen gut und waren in der Konsistenz so schön knusprig, wie wir es gerne haben.


Kommen wir zu den Burgern. Der Sweet Onion Burger zeigte ein paar typische Schwächen (Unterseite des Buns zu dünn/weich, damit eine matschige Angelegenheit beim Essen mit den Händen), und zumindest in unserem Fall einen kleinen Makel (das Patty war eine Spur zu durch). Ansonsten gab es geschmacklich bzw. an der Leistung verglichen mit dem Preis laut Karte nichts auszusetzen. Auf der anderen Seite bekommt man mit dem Iberico Burger zusammen mit seiner ordentlichen Portion Bacon und Paprika-Relish ein ausgesprochen interessantes Geschmackserlebnis, mit dem sich das Santos in Zusammenhang mit der Kategorie „Burger“ das Prädikat Geheimtipp (mindestens!) verdient.


Ergänzend zu den Burger wurden wir vom Santos mit einer Portion Esquites überrascht, einem mexikanischen Snack aus gebratenen Maiskörnern, Avocadowürfeln, Creme Fraiche und Fetakäse als Dip mit Tortilla-Chips. Kannten wir so noch nicht bzw. haben wir noch nie probiert. Hat uns sehr gut geschmeckt, eine super Alternative zu den klassischen überbackenen Nachos als Vorspeise.


Runde 2 – Tacos und Gorditas
Nachdem wir uns an den Burgern gütlich getan hatten, wurden uns zwei aktuelle Spezialitäten serviert, die man so nicht auf der Speisekarte findet. Zum einen sogenannte Mangalitza Tacos, benannt nach einer darin enthaltenen, speziellen Schweinefleisch Sorte. Zum anderen „einen Dreier“ an Gorditas. Keine Sorge, wir driften hier nicht in eine Metapher für die Metapher „Dokumentarfilm über das Paarungsverhalten des Homo Sapiens mit drei speziellen weiblichen Exemplaren“ ab (wir können kein Spanisch, Google Translate schon). Wer – wie einer unserer Redaktuere – den Schmäh nicht versteht: der Name bedeutet frei übersetzt „dicke Mädchen“. Tatsächlich geht es um verschieden gefüllte Maisküchlein. In unserer Variante abwechselnd vegetarisch und mit Fleisch (Huhn/Schwein) befüllt. Im Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Geschmackszutaten hat es nicht ganz für einen Platz auf unserer Bestenliste gereicht, das ist aber ein sehr persönlicher und subjektiver Eindruck. Prinzipiell sind die Gorditas sehr gut zubereitet und als leichte Kost unserer Meinung nach definitiv einen Versuch wert.


Auf der anderen Seite konfrontierten uns die Mangalitza Tacos mit einer süßen Mango-Note, bedingt durch die Existenz einer… Überraschung – Mango als wertbestimmenden Bestandteil. Nicht süß im Sinne einer Nachspeise aber in einer Nuance ausreichend vorhanden, welche eine positive Abwechslung in das sonst als würzig assoziierte mexikanische Geschmacksspektrum zaubert. Zusammen mit der besonderen Schweinefleischsorte garantiert das Santos ein unvergleiches Geschmackserlebnis. Wir finden: Coole Idee, kann man probieren!


Runde 3 – Enchiladas und Chili
Die einen sagen: Klischeee! Wir flehen: Gnaade! Auf der Karte fänden sich noch ein paar interessante Gerichte zum Probieren, das ist allerdings der Stoff, aus dem andere Blogposts sind. Um die Basis für einen Vergleich mit anderen mexikanischen Restaurants zu schaffen, bieten sich zwei Gerichte besonders an: Enchiladas und Chili con Carne. Während die Enchiladas de Pollo ein wenig unspektakulär mit mexikanischem Reis serviert werden, bekommt man zu seinem Chili im Santos eine Portion selbstgemachtes Brot.
Die Enchiladas waren solide zubereitet und schmeckten auch sehr gut, trotzdem sind sie nicht unbedingt ein Gericht, dass einen leicht vom Hocker schmeißt. Diese Hürde nimmt auch das Santos nicht, wenngleich wir hier auf sehr hohem Niveau meckern. Enchiladas sind ein nicht wegzudenkender Bestandteil der mexikanischen Küche, aber nunmal so ausgefallen/spektakulär wie Wiener Schnitzel.

Dann hätten wir da noch das Chili. Ebenfalls nicht gerade ein extravaganter Eintrag auf der Speisekarte. Aber definitiv ein Bestandteil der Manly Men Küche! Nun kann man(n) hier mehr falsch machen als man denkt. Zum Beispiel, indem man billiges Sugo zur Zubereitung verwendet. Oder die Qualität des Rindfeisch kaschiert, indem man es vorher faschiert. Beides findet man nicht in der Santos-Variante vor. Dieses Chili glänzt mit bissfest aber nicht zäh zubereiteten Rindfleischstücken, die zusammen mit anderen typischen Chili-Zutaten zwar würzig, aber nicht weltrekordverdächtig scharf zubereitet werden. Wem das nicht reicht, der kann dem Geschmack durch einen Bissen in die Deko-Chili ein gewisses Feuer verleihen. Brennt auf jeden Fall zwei Mal. Wer den Schärfegrad unterschätzt hat, kann mit dem Klecks an Sauerrahm als Garnierung ein wenig der Schärfe wieder herausnehmen. Nicht zu vergessen das erwähnte, selbstgemachte Brot, das in mehrerlei Hinsicht eine schöne Alternative zum klassisch mitservierten Reis bietet. Und dabei auch ausgezeichnet schmeckt. Und den „Brand“ löscht, der beim Versuch sein Gegenüber zu beeindrucken indem man(n) in die kleine rote Schote beißt, entstanden ist. Das Chili ist auf jeden Fall unser heimlicher Geschmackssieger des Tages.




Bewertung Santos Bar Wieden
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Erreichbarkeit - 5/10
5/10
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Ambiente - 9/10
9/10
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Angebotsvielfalt - 8/10
8/10
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Menge - 7/10
7/10
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Zubereitung - 9/10
9/10
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Geschmack - 8/10
8/10
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Preisleistung - 8/10
8/10
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Sexiness - 5/10
5/10
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Hundefreundlichkeit - 10/10
10/10
Fazit
Wer heiße Latino-Kellnerinnen sucht, ist hier falsch. Wer eine urig mexikanische Kneipe sucht, ebenfalls. Wer Lust auf authentisch mexikanisch geprägte Küche mit vereinzelt westlichen bzw. "Texmex" Einflüssen und einer Alternative für "ich mag heute aber nicht mexikanisch essen" SpaßbremsInnen sucht, ist hier richtig. Das Schöne daran, man(n) genießt sein Essen in stilvollem Ambiente, in dem man trotz Schauküche (zumindest unserer Erfahrung nach) am Ende des Tages nicht die typischen Küchengerüche mit nach Hause nimmt. Soll heißen: ein Themenrestaurant mit der Diskretion einer After-Work Cocktailbar.
Apropos: das Santos IST auch eine Cocktailbar und bietet neben mehreren (mexikanischen) Biersorten auch eine angemessene Auswahl verschiedenster Cocktails. Und haben wir schon erwähnt? Die Happy Hour startet bereits um 16:00. Ob das wohl hübsche Frauen anzieht? Zwar können wir als geladene Gäste keine abschließende Wertung zum Thema Servicequalität abgeben, die Beobachtung beim Service anderer Gäste legt jedoch den Verdacht nahe, dass diese eher hoch einzustufen ist. Positive Erwähnung am Rande: da der Restaurantbesitzer nach unseren Informationen selbst Hundebesitzer ist, herrscht eine gewisse Sensibilität beim Personal - proaktiv wird Wasser für den vierbeinigen Begleiter angeboten, in unserem Fall kam Charlotte auch kulinarisch auf ihre Kosten.
Zusammengefasst verlassen wir das Santos mit sehr positiven Eindrücken und dem Vorsatz, bei unserem nächsten Besuch einige der anderen Spezialitäten auf der Speisekarte auszuprobieren. Einen Vergleich können wir abseits der Burger (mal eine willkommene Abwechslung zu den "klassischen" Varianten der Konkurrenz) und Sweet Potatoe Fries (gehören zu den Besten, die wir bis dato probiert haben) noch nicht ziehen, jedoch legt das Santos im Rennen um den besten Mexikaner der Stadt gut vor!
Servicewertung entfällt, da wir eingeladen wurden.
Restaurant Eckdaten
Wieden
Favoritenstraße 4-6
Ecke Paulanergasse, 1040 Wien
Tel.: +43 1 942 99 02
www.santos-bar.com/wieden/
Öffnungszeiten: Täglich von 11 bis 24 Uhr, Fr & Sa bis 1 Uhr
Fünfhaus
Lugner Kino City, 2. Stock
Gablenzgasse 1-3, Top 60, A 1150 Wien
Tel.: +43 1 971 39 84
www.santos-bar.com/fuenfhaus/
Öffnungszeiten: Täglich von 11 bis 24 Uhr, Fr & Sa bis 2 Uhr
Facebook: www.facebook.com/santosbar
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